Mado

Dubiose Machenschaften

„Mado“ ist ein französischer Film von 1976 nach einer Novelle von Gilberte Chatton. Regie führt Claude Sautet.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Deutscher Titel: Mado
  • Originaltitel: Mado
  • Produktionsland: Frankreich, Italien, Deutschland
  • Originalsprache: Französisch
  • Erscheinungsjahr:1976
  • Länge: 135 Minuten
  • Altersfreigabe: FSK 16
  • Regie: Claude Sautet
  • Musik: Philippe Sarde

Besetzung:

  • Ottavia Piccolo: Mado
  • Michel Piccoli: Simon
  • Jacques Dutronc: Pierre
  • Charles Denner: Reynald
  • Romy Schneider: Hélène

Der Mensch im Mittelpunkt des Interesses

Charakteristisch für den Stil von Claude Sautet in „Mado“ – wie in fast allen seinen Filmen aus den 1970er und 1980er Jahren – ist die Beschreibung der sozialen Beziehungen und Konflikte zwischen den Menschen der gehobenen französischen Mittelschicht.

Sautets Selbstbekenntnis drückt am besten den Wunsch aus, den menschlichen Charakter und das Verhalten nach Vorbild der französischen Moralist – Tradition des 16.-18. Jahrhunderts zu beschreiben:

„Seit meiner kleinbürgerlichen Kindheit in Montrouge, einem Vorort von Paris, liebe ich Orte, wo sich die vielfältige Melange von Menschen aus meiner Jugendzeit finden lässt: die Bistros und Cafés.“

Berühmte Vorbilder

Schriftsteller wie z.B. Montaigne und Pascal sind berühmte Vertreter dieser literarischen und philosophischen Strömung der Moralisten. Ihr stark essayistisch geprägter Stil beeinflusst auch spätere Autoren wie z.B. Voltaire, Goethe, Nietzsche oder Oscar Wilde.

Am Anfang der Filmhandlung steht meist eine Krise, durch die Sautet Einblicke in die Verletzlichkeit und damit Menschlichkeit seiner Figuren gibt.

Korruption und Insolvenz

„Mado“ beleuchtet einerseits die Auswirkungen der Wirtschaftskrise der 1970er Jahre auf die Arbeiter und Angestellten. Genauso wirft der Film ein Licht auf die dubiosen Machenschaften von Unternehmern im Zusammenhang mit Staatsbeamten. Es zeigt sich ein Geflecht aus Korruption und den daraus folgenden Insolvenzen.

Simon (Michel Piccoli) ist ein 50-jähriger Pariser Bauunternehmer und versucht als Geschädigter, seine legalen wirtschaftlichen Interessen zu wahren. Er kämpft gegen die Machenschaften eines ruchlosen Konkurrenten. Sein Kompagnon Julien begeht Selbstmord und hinterlässt ein Finanzloch von sechs Millionen Francs.

Ein Pyrrhussieg

Simon geht zwar als Gewinner im Kampf gegen die Korruption hervor, fühlt sich dennoch aber als moralischer Verlierer. Was sein Gefühlsleben angeht, bietet die junge Italienerin Mado (Ottavia Piccolo) Ablenkung. Sie verdient sich gelegentlich in den höheren Gesellschaftskreisen als Prostitiuerte etwas dazu, um ihren Geliebten Pierre (Jaques Dutronc) zu unterstützen.

Das wahre Interesse des Hauptakteurs Simon gilt aber eigentlich seiner früheren Geliebten Hélène (Romy Schneider). Ihr möchte er den Halt geben, den er selbst so nötig sucht.

Claude Sautet sagt über Romy:

„Sie ist schön, und ihre Schönheit hat sie sich selbst geschmiedet. Sie hat eine Mischung aus gefährlichem Charme und tugendhafter Reinheit. Sie ist so erhaben wie ein Allegro von Mozart und ist sich der Macht ihres Körpers und ihrer Sinnlichkeit voll bewusst.

Ich habe sie zum ersten Mal in einem schlecht beleuchteten Gang in Billancourt getroffen. Ich habe sie nicht angesprochen. Ich spürte vage ihre Intelligenz, aber auch, dass sie noch viel mehr Gaben besitzt.

Ich kannte sie nicht, hatte sie in keinem Film gesehen, nicht einmal in ‚Sissi’. Gleich zu Beginn der Dreharbeiten zu ‚Die Dinge des Lebens’ begriff ich, dass ich das Glück gehabt hatte, eine Frau und Schauspielerin in einem tragischen Augenblick zu treffen.

Denn Romy ist eine strahlende und zugleich gequälte Frau; eine Schauspielerin, die schon alles wusste, es aber noch nie hatte ausdrücken können. Romy hat eine unglaubliche Lebendigkeit, die geradezu animalisch ist.

Ihr Gesichtsausdruck kann sich abrupt verändern, von männlich-aggressiv in sanft-subtil. Romy ist keine gewöhnliche Schauspielerin, sie steht sehr hoch am Firmament. Sie hat diese Vielschichtigkeit, die nur die ganz groβen Stars haben. Ich habe sie hinter der Kamera gesehen, konzentriert, nervös, mit einer Vornehmheit und Impulsivität, einer inneren Haltung, von der Männer sich bedrängt und gestört fühlen.

Romy erträgt weder die Mittelmäβigkeit noch den Verfall von Gefühlen. Sie hat sehr viel Gefühl. Sie wird immer als Schauspielerin arbeiten, denn sie hat ein Gesicht, dem die Zeit nichts anhaben kann. Die Zeit kann sie nur aufblühen lassen.“

Romy Schneider und Claude Sautet waren einander in enger Freundschaft verbunden. Sautet stilisierte die Schauspielerin – ähnlich wie Josef von Sternberg Marlene Dietrich – zur eigenständigen Leinwandpersönlichkeit. In der Zusammenarbeit mit ihm avancierte sie zum weiblichen Publikumsliebling und konnte das ungeliebte „Sissi-Image“ endgültig abstreifen.

Sie drehten zusammen fünf Filme:

  • „Die Dinge des Lebens“ (1970),
  • „Das Mädchen und der Kommissar“ (1971),
  • „César und Rosalie“ (1972),
  • „Mado“ (1976) und
  • „Eine einfache Geschichte“ (1978).

In den ersten dieser drei Filme steht sie gemeinsam mit Michel Piccoli vor der Kamera.

Michel Piccoli und Romy

Michel Piccoli und Romy hatten eine besondere Beziehung zueinander und drehten insgesamt sechs Filme zusammen, darunter auch Romys letzter Film „Die Spaziergängerin von Sanssouci“ aus ihrem Todesjahr 1982.

Seine Aussage zeugt am besten von der Qualität ihrer Beziehung:

„Während so mancher nicht ohne wörtliche Sympathiebekundungen auskommt, haben Romy und ich das Glück, uns ohne Worte zu verstehen.“

„Mado“ wurde 1976 mit einem César für den „Besten Ton“ ausgezeichnet und bekam eine Nominierung in den Kategorien „Bestes Szenenbild“ und „Bester Nebendarsteller“.

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