Filme

Die Sucht nach Harmonie

Der deutsche Film befindet sich in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Krise. Die Filmindustrie sucht dringend nach neuen Gesichtern, da sie die Ufa-Stars von früher einfach satt hat.

Und mit den teuren Großproduktionen der Hollywood Traumfabrik, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer stärkeren Leinwandpräsenz auf dem europäischen Markt vertreten sind, kann der deutsche Film nicht mithalten.

Außerdem fehlen nach den Jahren des Nazi-Regimes Regisseure von internationalem Rang, vergleichbar mit Regie-Stars wie

  • Hitchcock,
  • Louis Malle,
  • Fellini oder
  • Visconti,
  • Antonioni oder
  • Pasolini.

Sissi – Eine Mischung aus Heimatfilm und Historiendrama

Auch gute Drehbuchautoren sind rar an der Zahl. Die deutsche Filmindustrie konzentriert sich aufgrund dieser Defizite auf das, was sie kann – auf ein Genre, das man schon vor dem Krieg gepflegt hat und bei dem man keine internationale Konkurrenz fürchten muss.

Daher rührt auch die große Zahl an Heimatfilmen der 1950er Jahre, die ein „Heile Welt“-Image pflegen, um dem Trauma der Nazi-Vergangenheit zu entfliehen.

Die Sissi-Filme von Ernst Marischka konzentrieren sich in ihrer Mischung aus Heimatfilmen und Historiendrama auf ein Genre, das eine schillernde, perfekte Vergangenheit illusioniert, für die man sich als Deutscher nicht zu schämen braucht.

Sie bedienen diesen Hunger nach herrlichen, unberührten, unzerstörten Landschaftsaufnahmen und dem Prunk des kaiserlich-königlichen Wiens perfekt. Die Sissi-Filme zeigen Romantik, Nostalgie, große Gefühle und eine ideale höfische Welt aus der „guten alten Zeit“.

Romy – Jungstar des Deutschen Films

Von Romy Schneider, die während der Dreharbeiten der ersten der insgesamt drei Sissi-Filme 17 Jahre alt wird, hängt der Erfolg des ehrgeizigen Projekts ab – und Ernst Marischkas Rechnung geht auf. Romys Charme, ihre Natürlichkeit, ihre Schönheit, ihr Starruhm ziehen Millionen von Menschen ins Kino. In Deutschland und Österreich kommt es zu einem regelrechten Sissi-Boom und Romys Name ist allgegenwärtig. Jeder will so sein wie sie und ihr Ruhm weitet sich dank der Sissi-Filme bald in ganz Europa aus.

„Sissi“ – die Rolle der Romy Schneider schlechthin! Romy allerdings hat das Gefühl, dass ihr das süße, jungmädchenhafte, unschuldige Image wie ein Klotz am Bein hängt, von dem es schwer ist, sich jemals frei zu machen.

Sie wird sehr früh festgelegt auf ein bestimmtes Rollenklischee. Eine Erfahrung, die ihr Filmpartner Karl Heinz Böhm im Übrigen in gleichem Maße macht. Er bekommt in Folge der Sissi-Filme nur mehr Rollen als „Schnulzen-Kaiser-Darsteller“ angeboten.

In Wirklichkeit hatten die Filme also – langfristig gedacht – eine zerstörerische Wirkung auf die Entwicklung zu einer ernstzunehmenden Schauspielerpersönlichkeit.

Sissi – ein Albtraum

Aus dieser Warte ist es verständlich, wenn Romy Schneider sagt:

„Ich hatte Angebote. Immer wieder dasselbe. Bis ich dick und fett geworden wäre und in keine Reifröcke mehr rein gepasst hätte. Ich hätte immer nur „Ja“ sagen brauchen. Aber ich will das nicht, das langweilt mich. Mir hat es natürlich auch gefallen. Ich war selig. Ich war die Prinzessin – nicht nur vor der Kamera. Ich war sieben Jahre lang die Prinzessin, aber dann wollte ich halt eines Tages nicht mehr sein. Davor bin ich geflohen.“

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