Ludwig II

Eine von ihrer Rolle der Elisabeth von Österreich enttäuschte Romy Schneider

Der Ludwig II-Film ist der letzte Teil der sogenannten „deutschen Trilogie“ von Luchino Visconti aus dem Jahr 1972.

Zu dieser Trilogie zählen außerdem:

  • die „Verdammten“( 1969) und
  • „Tod in Venedig“ (1971) nach der Novelle von Thomas Mann.

Die Meisterwerke zeugen von der tiefgreifenden Kenntnis Viscontis der deutschen Kultur und Geschichte.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Deutscher Titel: Ludwig II.
  • Originaltitel: Ludwig
  • Produktionsland: Frankreich, Italien, Deutschland
  • Erscheinungsjahr: 1972
  • Länge Kinofassung: 247 Minuten
  • Altersfreigabe: FSK 12
  • Regie: Luchino Visconti
  • Musik: Jacques Offenbach, Robert Schumann, Richard Wagner

Besetzung:

  • Helmut Berger: Ludwig II.
  • Romy Schneider: Elisabeth von Österreich-Ungarn
  • Trevor Howard: Richard Wagner
  • Silvana Mangano: Cosima von Bülow
  • Gert Fröbe: Pater Hoffmann
  • Helmut Griem: Graf Dürckheim
  • Izabella Teleżyńska: Königinmutter
  • Umberto Orsini: Graf von Holnstein
  • John Moulder-Brown: Prinz Otto
  • Sonia Petrovna: Prinzessin Sophie
  • Folker Bohnet: Josef Kainz
  • Heinz Moog: Professor Gudden
  • Adriana Asti: Lila von Buliowski
  • Marc Porel: Richard Hornig
  • Nora Ricci: Gräfin Ida Ferenczy
  • Mark Burns: Hans von Bülow
  • Maurizio Bonuglia: Mayer

Ludwig II – Ein Stoff aus dem die Träume sind

Der Film „Ludwig II“ ist trotz aller Originaltreue und historisch fundierter Gestaltung nicht als klassischer Geschichtsfilm zu bezeichnen. Kriegsszenen oder die Kaiserkrönung Wilhelm I. werden völlig außer Acht gelassen. Visconti richtet sein Augenmerk vielmehr auf die Gestaltung des Stoffes als psychologisches Kammerspiel.

Der tragische Held wird im Kontext seiner komplizierten Persönlichkeit gezeigt. Die Geschichte des Einzelgängers und Ästheten Ludwig II. bietet hierfür die ideale Stoffgrundlage.

Nach den Worten Viscontis war Ludwig einer der „letzten absolutistischen Herrscher, der lieber mit der Kunst, als mit der Politik regieren wollte. Und diese Sicht setzt er konsequent in seinem Ludwig II-Film um.

Von der Krönung bis zum tragischen Tod im Starnberger See

Der Film beschreibt einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren im Leben Ludwigs II. Er beginnt mit der Krönung 1864 und endet 1886 mit dem Tod im Starnberger See. Zwei Themen stehen im Vordergrund: Die Beziehung des Königs (Helmut Berger) zu Richard Wagner (Trevor Howard) und zur österreichischen Königin Elisabeth (Romy Schneider). Beide verehrt Ludwig auf schwärmerische, ja fanatische Art, fernab von jedem Realitätssinn.

Richard Wagner und Elisabeth – der Absolutheitsanspruch des Schönen

Wagner verkörpert im Ludwig II-Film für den König den Inbegriff des kulturell Schönen und Elisabeth den des natürlich Schönen. Beide Menschen werden im hohen Maße von ihm idealisiert und sind gleichzeitig die beiden wichtigsten Personen in seinem Leben.

Je mehr sich Ludwig im Lauf der Handlung von den realen Personen emotional entfernt, desto abstrakter und vergeistigter wird seine Beziehung zu ihnen.

Flucht in die Kunst

Und je mehr Ludwig die Dekadenz seiner eigenen Existenz und die seiner Epoche erkennt, desto verzweifelter versucht er in der Musik Richard Wagners und der Anbetung der österreichischen Kaiserin seelische Läuterung und Erlösung zu finden.

Doch Richard Wagner ist realistisch und egoistisch genug, die Freundschaft für seine eigenen Ziele und die seiner Geliebten Cosima von Bülow auszunutzen.

Das Scheitern an der Wirklichkeit

Elisabeth von Österreich erkennt Ludwigs zunehmenden Realitätsverlust und in seiner Liebe zu ihr eine von ästhetischer Schwärmerei getragene Künstlichkeit. Auch den zunehmenden Kontrollverlust in seiner Rolle als König von Bayern erkennt sie ganz genau.

Als sein Bruder Prinz Otto (John Moulder-Brown) an einer Geisteskrankheit zu leiden beginnt, an der er Jahre später stirbt, fürchtet auch Ludwig, selbst wahnsinnig zu werden. Sein Vertrauter Graf Dürckheim (Helmut Griem) konfrontiert den König jedoch immer wieder mit der Realität und seiner Aufgabe als Herrscher, aber auch er muss erkennen, dass Ludwig bereits in einer anderen, von der Realität losgelösten Welt lebt. So ist es ihm auch nicht möglich, sein Eheversprechen gegenüber der Schwester Elisabeths, Sophie (Sonia Petrova) einzulösen.

Ein einsamer Ästhet

Ludwig verehrt und bewundert Frauen, ist aber außerstande, eine körperliche Beziehung zu ihnen aufzubauen. Sein Verhältnis zu ihnen ist von abstrakter Künstlichkeit geprägt. Die sexuelle Beziehung zu seinem Kammerdiener (Marc Porel) ist aber auch schwer als frei gelebte Homosexualität zu werten, vielmehr als Flucht in den Verfall.

Diese zunehmend stärkere Unvereinbarkeit von Sein und Schein treibt den König immer weiter in die geistige und seelische Isolation.

Ein Abgrund tut sich auf

Visconti thematisiert in seinem Ludwig II-Film die Unvereinbarkeit von Natürlichem und Künstlichem. So stellen auch der Bau der Märchenschlösser Neuschwanstein und Herrenchiemsee einen verzweifelten Versuch dar, seiner eigenen tragischen Widersprüchlichkeit zu entkommen.

Den Höhepunkt dieser Entwicklung markiert die Absetzung durch die eigene Regierung und vernichtet den letzten Rest an Lebendigkeit, der noch vorhanden war.

Der Film endet mit dem von Mythen umwobenen Tod im Starnberger See. Dieser ist die logische Folge des fehlgeschlagenen Versuchs, der Dekadenz der eigenen Existenz und dem Verfall der Epoche zu entkommen.

Anspruchsvoller Filmgenuss in höchster Qualität

Visconti beweist mit dem „Ludwig II“ eine profunde Kenntnis der deutschen Kultur und Geschichte. Er zeichnet ein Portrait des „Märchenkönigs“, das an psychologischem Tiefgang und Wahrheit seinesgleichen sucht.

Zensur wegen Darstellung der Homosexualität Ludwigs II

Anlässlich der Galapremiere in Bonn wurde „Ludwig II.“ in Deutschland nur einmal in nahezu voller Länge gezeigt. Danach wurde der Film um etwa eine dreiviertel Stunde gekürzt. Vor allem die im Film dargestellte Homosexualität Ludwigs II. war ein Grund für die Zensur. Die Originalversion dauert 4 Stunden.

Streit um sein Kunstwerk

Eine ursprünglich geplante Kürzung auf ca. 150 Minuten wurde von Visconti gerichtlich verhindert. Der für den Schnitt verantwortliche Ruggero Mastroianni und die Drehbuchautorin Suso Cecchi D’Amico erstellten für die RAI eine vollständige Fassung im Sinne Viscontis.

Sie wurde 1980 bei den Filmfestspielen in Venedig uraufgeführt und erschien 2000 auf DVD.

Originalschauplätze und eine enttäuschte Romy Schneider

Es wurde an Originalschauplätzen gedreht:

  • in der Münchner Residenz,
  • Schloss Berg,
  • der Kaiservilla in Bad Ischl,
  • in Neuschwanstein,
  • Linderhof,
  • Hohenschwangau,
  • Herrenchiemsee,
  • am Starnberger See und
  • auf der Roseninsel.

Die Innenaufnahmen wurden in den Studios von Cinecittà gedreht.

Romy Schneider empfindet ihre Rolle im Ludwig II-Film trotz des dramatischen Tiefgangs als zu unbedeutend, um sie endgültig von ihrem „Sissi-Image“ zu befreien.

3 Antworten auf „Ludwig II“

  1. einen schönen guten Tag,

    besteht die Möglichkeit herauszufinden, wie die Komposition heißt, die auf dem Cello
    wiederholt gespielt wurde?

    mfG
    Dieter Kurth

  2. So ein Meisterfilm. Sehe ihn zum zweitenmal in voller Länge und finde ihn faszinierend. Diese Aufnahmen, die Leistung von Helmut Berger ist gigantisch.
    Für mich einer der besten Filme des 19.ten Jahrhunderts

    WUNDERSCHÖN, MEISTERLEISTUNG

  3. Ein erfreuliches Ereignis am 28.05.2012 im Sender 3sat.
    Ein toller Film, einfühsam und geschlossen, auch wenn einige geschichtliche Fakten nicht berücksichtigt wurden. Visconti hat eben einen Film aus seiner Sicht gestaltet und sich auf die psychologische Dramaturgie begeben. Danke

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