Das alte Gewehr

Kriegsverbrechen in der „Zone Libre“

„Das alte Gewehr“ (oder „Abschied in der Nacht“ im deutschsprachigen Raum) ist ein französisch/deutscher Spielfilm von Robert Enrico aus dem Jahr 1975.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Deutscher Titel: Das alte Gewehr
  • Originaltitel: Le Vieux Fusil
  • Produktionsland: Frankreich, Bundesrepublik Deutschland
  • Originalsprache: Französisch
  • Erscheinungsjahr: 1975
  • Länge: 103 Minuten
  • Altersfreigabe: FSK 18
  • Regie: Robert Enrico

Besetzung:

  • Romy Schneider: Clara Dandieu
  • Philippe Noiret: Julien Dandieu
  • Jean Bouise: François
  • Joachim Hansen: S.S.-Offizier
  • Madeleine Ozeray: Mme Dandieu
  • Catherine Delaporte: Florence Dandieu
  • Karl-Michael Vogler: Doktor Müller

Die Geschichte des Massakers von Oradour

„Das alte Gewehr“ ist ein Anti-Kriegsfilm. Er beruht auf authentischen Begebenheiten aus dem Zweiten Weltkrieg. Vor dem Hintergrund der Geschichte des Massakers von Oradour im französischen Limousin wird das fiktionale Schicksal der Familie Dandieu dargestellt.

Widerstand gegen das Hakenkreuz:
Am 10. Juni 1944 zerstört die 3. Kompanie des I. Bataillons des zur SS-Panzer-Division „Das Reich“ gehörenden Panzergrenadier-Regiments „Der Führer“ die ganze Ortschaft und ermordet fast alle Einwohner.

„Das alte Gewehr“ zeigt, wie im Jahr 1944 Julien Dandieu (Philippe Noiret ) und Clara Dandieu (Romy Schneider) mit ihrer 13-jährigen Tochter Florence (Catherine Delaporte) ein glückliches Familienleben in Montauban führen.

Montauban befindet sich in der „Zone libre“, der freien Zone im Südwesten Frankreichs. Julien, Arzt und Pazifist, ist Mitglied der Résistance.

Julien bittet seinen Freund François (Jean Bouise), Clara und Florence auf den Familienstammsitz Barberie, ein Schloss auf dem Land, zu begleiten, wo sie bis zum Ende des Krieges bleiben sollen.

Montauban steht die Besetzung durch die deutsche Wehrmacht bevor und Julien verspricht, seine Familie das nachfolgende Wochenende besuchen zu kommen.

Vergeltung und Ohnmacht

Julien muss erleben, wie die SS-Panzer-Division das gesamte Dorf dem Erdboden gleich gemacht hat. Seine Frau Clara ist vergewaltigt und ermordet worden, genauso wie seine Tochter Florence.

Julien, ein eigentlich von humanistischen Grundsätzen geprägter Mensch übt blutige Vergeltung für die unfassbare Tat: Er tötet im Alleingang alle SS-Soldaten mit dem alten Gewehr seines verstorbenen Vaters. Dabei sind ihm seine Ortskenntnisse auf dem verwinkelten Schlossgelände von Vorteil.

Zuletzt verbrennt er den Anführer der SS (Joachim Hansen) mit einem Flammenwerfer und vergilt damit den Tod, den seine Frau Clara erleiden musste.

Zensur im Westen

„Das Alte Gewehr“ ist der bis heute erfolgreichste Film Romy Schneiders in Frankreich. Er wurde von der französischen Kritik sehr wohlwollend aufgenommen und mit zwei Césars ausgezeichnet: für den Besten Hauptdarsteller Philippe Noiret und für die Filmmusik von François de Roubaix.

Der zeitgenössische „Spiegel“ schreibt dagegen: Die Deutschen seien im Film keine „ernst zu nehmenden Feinde, sondern … Karikaturen: versoffen … geil, großmäulig, feige, brutal“.

Deutsche Vergangenheitsbewältigung 30 Jahre nach Kriegsende

Der Deutsche Filmdienst prangert den Film als Beispiel „primitiver Spannungsmache und blutrünstiger Effekte“ an. Kritisiert wird auch der mangelnde historische Abstand, dem es am „analytischen Bemühen“ fehle.

Interessant ist, dass „Das alte Gewehr“ in Westdeutschland zensiert wird: So werden alternative Szenen gedreht und Dialoge rausgeschnitten, die die SS Soldaten in einem günstigeren Licht darstellen. In der DDR dagegen erscheint das Werk unzensiert in den Kinos und im Fernsehen.

Erst 2007 erscheint unter dem Titel „Abschied in der Nacht“ eine deutsche, unzensierte Uncut-Version mit entsprechendem Bonus-Material.

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